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Psychotherapie


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Bulimia

Was ist Bulimie?

Wenn man von Essstörungen spricht, geht es dabei in erster Linie um die Bulimie (Eß-Brech-Sucht) oder die Anorexie (Magersucht). Die Bulimie zeichnet sich dadurch aus, dass betroffene Personen unter Essattacken leiden. Dabei essen sie innerhalb kurzer Zeit große Mengen an hochkalorischen Nahrungsmitteln. Die Essattacken gehen mit einem Kontrollverlust über das Essverhalten einher und können von mehrfach in der Woche bis mehrmals täglich auftreten. Nach der Essattacke wird das Verschlungene wieder erbrochen, viele Betroffene nehmen zusätzlich Abführmittel bzw. entwässernde Mittel in großen Mengen ein. Zwischen den Essattacken wird die Nahrungsaufnahme stark eingeschränkt. Es baut sich ein Kreislauf aus Hungern - Überessen - Brechen - erneutes Hungern auf (bulimischer Teufelskreis). Betroffene Personen sind meist normalgewichtig, das Thema Gewicht und äußeres Erscheinungsbild beschäftigt sie übermäßig. Das häufige Erbrechen zieht langfristig auch körperliche Folgen nach sich. So können z.B. kariöse Schäden des Zahnschmelzes, Entzündungen oder Verletzungen der Speiseröhre, Störung des menstruellen Zyklus oder Störungen des Mineralstoffwechsels auftreten.

 

Fallbeispiel

Martina J. hat gerade ihr Abitur gemacht. Martinas Eltern haben sie stets dazu angehalten, ein gutes Abitur zu machen, damit sie Medizin studieren kann. Sie soll später in die Arztpraxis ihres Vaters einsteigen. Martina war eine sehr strebsame Schülerin, da ihr die Anerkennung ihrer Eltern immer sehr wichtig war. 

Nach dem Abitur zieht sie für das Medizinstudium in eine 400 km entfernte Stadt. Martina fühlt sich dort sehr einsam und es fällt ihr schwer, Kontakte zu knüpfen. Auch vom Studium fühlt sie sich sehr schnell überfordert. Sie beginnt abends vor Kummer viele Süßigkeiten zu essen, wodurch sie einige Kilos zunimmt. Als sie beim nächsten Besuch von ihren Eltern auf die Gewichtszunahme angesprochen wird, nimmt sie sich vor, schnell ihr altes Gewicht wieder zu erreichen. In der Folge versucht sie sich an einen sehr starren Ernährungsplan zu halten, dabei verbietet sie sich hochkalorische Lebensmittel wie Schokolade, Pizza, Nudeln usw. Sie merkt, dass sie ihren strengen Diätplan nicht länger als einige Tage durchhalten kann, bevor der Heißhunger sie übermannt und sie eine regelrechte Essattacke erleidet. Dabei isst sie insbesondere die Lebensmittel, die sie sich eigentlich verboten hatte. Nach einem solchen Kontrollverlust fühlt sie sich schlecht, sie schämt sich und hat Angst vor weiterer Gewichtszunahme. So beginnt sie schließlich, nach einem Essanfall zu brechen. Sie ekelt sich vor dem Erbrechen, sieht es aber als einen Weg abzunehmen. 

Sie denkt, dass sie mit dem Erbrechen wieder aufhören kann, sobald sie ihr altes Gewicht erreicht hat. In den folgenden Wochen steigert sich die Frequenz, in der die Essanfälle mit anschließendem Erbrechen auftreten. Martina verachtet sich dafür, dass es ihr nicht möglich ist, den Ess-Brech-Anfällen zu widerstehen.