FB 08

Psychotherapie


Navigation und Suche der Universität Osnabrück


Hauptinhalt

Topinformationen

Anorexia nervosa (Magersucht)

Was ist Anorexie?

Wenn man von Essstörungen spricht, geht es dabei in erster Linie um die Anorexie oder um die Bulimie (Fress-Brech-Sucht). Hauptmerkmal der Anorexie ist ein gestörtes Essverhalten mit Untergewicht. Das Körpergewicht liegt dabei mindestens 15% unter dem zu erwartenden Gewicht. Der Gewichtsverlust wird auf verschiedene Arten erreicht. Zum einen werden Speisen mit hohem Kaloriengehalt vermieden. Zusätzlich setzen die Betroffenen selbst herbeigeführtes Erbrechen, Abführmittel, übertriebene körperliche Aktivität, Appetitzügler oder entwässernde Mittel ein, um den Gewichtsverlust herbeizuführen und ihr geringes Gewicht zu halten. Magersüchtige Personen beschäftigen sich permanent mit Kalorien und ihrem Gewicht. Sie haben eine ausgeprägte Angst vor dem Zunehmen, ihre Selbstbewertung und ihr Selbstwertgefühl hängt vom Gewicht ab. Im Krankheitsverlauf kann sich eine Körperschemastörung entwickeln, d.h. die erkrankte Person hat eine verzerrte Wahrnehmung des eigenen Körpers. Dadurch bedingt kommt es auch zur Verleugnung der Krankheit, da die erkrankte Person das körperliche Ausmaß des Gewichtsverlusts nicht selber wahrnimmt. Die längerfristige Unterernährung führt auch zu körperlichen Funktionsstörungen. Bei Frauen ist die häufigste Folge das Ausbleiben der Regelblutung (Amenorrhö), bei Männern Libido- oder Potenzverlust. 

Der Gesamtstoffwechsel ist erniedrigt und teilweise gestört, die Haut wird trocken und rissig. Liegt der Beginn der Anorexie vor der Pubertät, kommt es zum Wachstumsstopp und die geschlechtstypische Entwicklung (z.B. Brustentwicklung) bleibt aus. Bei vielen Betroffenen lässt sich eine starke Leistungsorientierung beobachten. Im Verlauf der Erkrankung sind fließende Übergänge zur Bulimie möglich.

 

Fallbeispiel

Anja (15) besucht mit ihren Eltern eine Familienfeier. Dort treffen sie Verwandte, die sie länger nicht gesehen haben. Ein Onkel bemerkt, sie wäre ein wenig pummelig geworden. Anja ist selber auch nicht mit ihrem Körper zufrieden, obwohl sie ein für ihre Körpergröße normales Gewicht hat. Aufgrund der Bemerkung des Onkels, die ihr sehr unangenehm war, nimmt sie sich vor abzunehmen. Sie beginnt in der nächsten Zeit, häufig zu joggen und ernährt sich überwiegend von Obst und Gemüse. Dadurch erzielt sie schnell einen Gewichtsverlust. Nicht nur von ihren Mitschülerinnen, auch von erwachsenen Personen erhält sie für den Gewichtsverlust und die damit verbundene Disziplin Lob und Anerkennung. Dadurch angespornt nimmt Anja sich vor, weiter abzunehmen. Sie erhöht ihre sportlichen Aktivitäten und schränkt ihre Ernährung noch weiter ein. Sie beginnt sich täglich zu wiegen. Ihr Gewicht reduziert sich weiter, Anja beginnt dürr auszusehen. Lob und Anerkennung für den Gewichtsverlust bekommt sie nicht mehr zu hören. Anjas Leben dreht sich mittlerweile fast ausschließlich um ihr Gewicht, und wie sie es noch weiter reduzieren kann. Jetzt beginnen Anjas Eltern sich Sorgen zu machen, aber sie haben das Gefühl, dass sie gar nicht an Anja herankommen. Die Eltern fühlen sich hilflos und sind ratlos, wie sie ihrer Tochter helfen können.